LINN LÜHN

ALEXEJ KOSCHKAROW
LINDER
H.C. WESTERMANN

The nicest distance between two points is a curve

September 7 – November 3, 2007

ALEXEJ KOSCHKAROW

Wie schon bei Beutekunst, 2005 nimmt Alexej Koschkarow (geboren 1972 in Minsk) mit der Arbeit 5 Kanopen, 1924/möglicherweise Fälschung 2007 ein historisches Ereignis zum Ausgangspunkt für seine künstlerische Arbeit. 1924 starb Lenin und sein einbalsamierter Leichnam ruht seitdem in einem Mausoleum auf dem roten Platz in Moskau. Die Organe des Politikers allerdings werden seit kurzem offensichtlich in Köln ausgestellt – sie galten lange Zeit als verschollen und tragen noch deutlich die Spuren einer wenig sachgerechten Lagerung. Nicht nur die Platzierung der wertvollen Gefäße in ihrem Transportkoffer ist befremdlich, auch die formale Gestaltung dieser Urnen gibt Rätsel auf: es sind Kanopen, altägyptische Gefäße, in denen man die Eingeweide Verstorbener gesondert beisetzte, doch nun thronen statt der vier ägyptischen Schutzgötter die Köpfe Lenins auf den Gefäßen. Mit dieser Synthese von Elementen ganz unterschiedlicher Epochen thematisiert Koschkarow die Idee von Tod und Unsterblichkeit, aber fragt zugleich auch nach der Rolle, die die politischen Utopien der Moderne in unserer Gesellschaft spielen.

 

LINDER

In ihren frühen Photocollagen arbeitet die 1954 in Liverpool geborene Künstlerin vor allem mit der „empowering collision of opposites“ (Linder). Die neuen Collagen erscheinen nur auf den ersten Blick weniger deutlich. Linder nutzt die auf Magazin Seiten der 1970er Jahre posierenden Frauenkörper und überdeckt die Gesichter mit den Bildern einer in voller Blüte stehenden Rose. Die so entstandenen Formen und Farben ergeben Bilder voller Leichtigkeit und Anmut und doch lässt die Rose – im Mittelalter auch Attribut Mariens – den weiblichen Körper als gesichtslose Hülle zurück. Für die Serie The Lives of Women Dreaming, 1970/ 2004 vergrößert Linder Pin-up Bilder eines tschechischen Kalenders aus dem Jahr 1970 und überträgt sie mit Siebdruck auf Blätter, die in ihrer Farbigkeit an die kostbaren Geschenkboxen von Ladurée erinnern. Im Gegensatz zu diesem für hohe Auflagen geeigneten Druckverfahren sind die den Körper der Frauen überlagernden Schriftzüge und Motive aufwändig in Gold gefasst.

 

H.C. WESTERMANN

H.C. Westermann (1922-1981) diente einige Jahre in der Marine, bis er 1947 eine Kunstschule in Chicago besuchte. 1968 erhielt er ein Stipendium der Tamarind Lithographie Werkstatt, in dessen Rahmen er die mit See America First betitelte Serie von 18 Lithographien schuf. Westermann verarbeitet hier die Eindrücke einer Reise durch die USA, die er ein paar Jahre zuvor unternommen hatte. Es geht ihm aber weniger um eine topographisch genaue Schilderung eines Landes, sondern er setzt sich sehr frei und bisweilen auch provokativ mit politischen und sozialen Themen seiner Zeit auseinander. In dieser Suite kommen Motive vor, die auch bei Westermanns Skulpturen eine wichtige Rolle spielen, wie zum Beispiel die Todesschiffe in den Blättern 4, 9 und 16, zugleich gibt es aber auch Figuren, die ihren Sinn nur innerhalb dieses Druckwerkes entfalten, wie die als Alter Ego des Künstlers fungierenden Raben aus dem 13. Blatt.

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