LINN LÜHN

'Not even for a million dollars would I paint a tree.'

Ralf Dereich
Dorothy Iannone
Dani Jakob
Aribert von Ostrowski
Julian Schnabel

May 25 – July 7, 2012

Die Gruppenaussstellung „Not even for a million dollars would I paint a tree“ stellt mit diesem heute überzogen orthodox klingenden Satz Willem de Koonings vier Künstler verschiedener Generationen durchwegs ästhetisch in Zusammenhang.
Gerade weil die Künstlerliste nicht Ergebnis einer didaktisch konzeptuellen Prämisse ist, sondern Gesprächen, persönlichen Freund- und Bekanntschaften und der Überzeugungsfähigkeit der Werke geschuldet ist, schien der mit dem Zitat aufgespannte Horizont passend unpassend.

Gleichwohl artikuliert sich darin sehr plastisch überzeichnet die Frage nach in der Kunst verankerten Glaubenssätzen, Überzeugungen und einer immanenten Moral der Kunst. All dies scheint heute unbegehbares Terrain und insofern eint die Künstler der Ausstellung, daß sie alle auf verschiedene Weise in solche Fragen verstrickt sind oder waren. Denn in Selbstverständlichkeit sich wohlfühlende Malerei-Attitüde ist keinem der Künstler eigen, eher scheint eine Reflexion über die Glaubwürdigkeit und Möglichkeit in die Form eingebunden und damit auch ansatzweise überwunden.

In gewisser Weise benennt die Orthodoxie von de Koonings Satz das andere Ende eines solchen Glaubens, das hier nicht verballhornt, aber zumindest markiert werden soll. Man denke dabei an die Anrufung "de Koonings" als Gott- und Dämon der Malerei in Paul McCarthy´s Film Painter (1995).
Julian Schnabels (*1951) Bild soll insofern weniger Glamourfaktor denn Zeuge einer frühen Bemühung sein, jenes Dilemma in den 80er Jahren zu überwinden.

In ähnlicher Weise haben die Seidenmalereien von Dani Jakob (*1973) den Kritizismus eines tradierten Metier-Gehabes in Öl und Terpentin, der bewussten Verwendung "unkünstlerischer", hobby-verhafteter pseudoartistischer Techniken als konzeptuellen Stempel verlassen und sich schrittweise ihrer Eigenheit überlassen.

Aribert von Ostrowski (*1953) ist bekannt für ein Werk, das schon in den 80ern und 90ern die unterschiedlichsten Materialien und bildnerischen Möglichkeiten nutzte. Obwohl Ostrowskis Werke in ihrer visuellen Opulenz und assoziativen Mehrdeutigkeit auf den ersten Blick eher von persönlichen, poetischen Selbstreferenzen getragen zu sein scheinen, ist ihr Auslöser eine Fragestellung, die auf die Funktion und die Rolle der Kunst hinzielt. Die gedankliche, kritische Analyse findet in seinem Werk ebenso eine Verortung wie das rein künstlerische Denken in Bildern.

Ralf Dereichs (*1976) abstrakte Ölmalerei erstreckt sich verwischt und ohne definierte Umrissgrenzen in All-Over-Manier über die Leinwand, die sich aus einfachen Elementen zusammensetzt und lenkt das Augenmerk auf Materialität und Ausdruck von Farbe und Linie. Reale Formen bleiben angedeutet, bekannt Geglaubtes verliert sich ins Schemenhafte. Es geht ihm nicht um eine anhaftende, sei es zitierende oder konfrontative Auseinandersetzung mit der äußeren Welt; allein die Ausdrucksfähigkeit der puren Malerei, der Glaube an das Malen an sich, steht im Mittelpunkt.

(Ausstellungsidee Florian Baudrexel und Linn Lühn)

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