LINN LÜHN

Florian Baudrexel

Junior Friend

November 5 – December 22, 2016

Die Galerie Linn Lühn freut sich, mit junior friend die vierte Einzelausstellung des in Berlin lebenden Bildhauers Florian Baudrexel zu zeigen.
Den großen Ausstellungsraum der Galerie hat der Künstler über Boden und Wände mit Filzpappe ausgekleidet und so ein Raumgefühl entstehen lassen, das an einen Wohnraum erinnert.
Erstmals zeigt Baudrexel polygone Reliefs aus weißer und schwarzer Pappe, sowie eine monumentale freistehende Skulptur aus bemalter Pappe. Erweitert wird die Ausstellung durch die Styropor-Maquette Zankl. Sie gehört zu einer in 2016 entstandenen Serie, die den Figuren aus Oskar Maria Grafs Autobiografie Gelächter von außen gewidmet sind.

Im Fenster zur Straßenfront sieht man den großformatigen Plakatdruck eines Skulptur-Modells.
Das ursprünglich handgroße Modell, das in einem architektonischen Innenraum inszeniert ist, erscheint hier menschengroß und nimmt als Gegenüber Kontakt zu den Betrachtern vor dem Schaufenster auf.
Die im Bild vor der Straße inszenierte Thematik des Innen und Aussen, auch in seiner psychologischen Dimension, ist wie Christian Malycha im Ausstellungskatalog für den Kunstverein Reutlingen beschreibt, ein zentrales Motiv auch für Florian Baudrexel´s intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Relief. „Vorgestellt hat er sich eine »Wirtshaussituation«, in der »draußen im Dunkeln vor dem Fenster eine Gruppe Menschen ein Gelächter verbreitet, dessen Grund man nicht richtig kennt«.

Betritt man den hinteren Ausstellungsraum in dem Bewusstsein der abgebildeten Modellsituation, so könnte man die große, aufstrebende Skulptur junior friend als lebendig gewordenen großen Bruder der Skulptur auf dem Bild lesen. Erstmalig hat der Künstler die aus Pappe geformte Skulptur mit Lack gefärbt, ein Eingriff, der die formale Dynamik der Arbeit weiter verstärkt. Trotz der utopistisch-modernistischen Anmutung haben wir es deutlich mit einem Charakter zu tun, der sich uns gegenüberstellt.
„Baudrexel sucht das Abstrakte nicht der hehren Form wegen. Ihm geht es um das körperliche zur-Sprache-Bringen von vermeintlich abstrakten Formen. Ein Vorgehen, das nicht ins Konkrete führt, sondern andauert, weil es sich wandelt.
Darüber hinaus besitzt jedes Werk ein eigenes ›Gesicht‹ und ist mit Eigennamen benannt. Manche bilden im Gegenlicht sogar tatsächlich Kopfsilhouetten aus oder scheinen wie E.T.A. Hoffmanns Automate »Olympia«, Fritz Langs »Maschinen-Maria« oder eben jüngst die »Transformers« kreatürliche Eigenschaften aufzuweisen.“
(Christian Malycha, 2016)

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