LINN LÜHN

MATTHIAS LAHME

June 23 – August 19, 2006

Die Bilder von Matthias Lahme nehmen vom ersten Augenblick an gefangen, weil sie zu einem Betrachten einladen, das jenseits von diskursivem Lesen, dem Erkennen zeitgenössischer Referenzen oder dem Entdecken von kunstgeschichtlichen Zitaten liegt. Es ist eine Malerei, bei der das Sehen zu sich selber findet.

Hinsichtlich der gestalterischen Operationen begegnet man hier einer ernst genommenen Form der Postmoderne: Lahme schöpft lustvoll und selbstverständlich aus dem Kanon artistischer Methoden der Moderne, verknüpft diese allerdings mit einer kritischen Gestimmtheit gegenüber der Welt, die in der deutschen Romantik ihre Wurzeln hat.

Die verwendeten Gestaltungstechniken erscheinen dabei nicht als selbstgenügsame Spielereien. Vielmehr sind sie artistische Notwendigkeiten, die sich aus dem Ansatz des Künstlers erklären, durch den eleganten Umgang mit den Mitteln einer Malerei, die das Symbolische überwunden hat, Bilder zu schaffen, in denen die zentralen Fragen des Daseins auf sinnlich bestechende Art und Weise sichtbar werden.

In sparsamen Gesten der Begegnung mit gesellschaftlichen Zusammenhängen und vegetabilen Gestalten der Natur, macht Lahme dabei die enge Verschränkung von Leben und Tod, Freude und Leid, Angst und Hoffnung für den Betrachter unmittelbar anschaulich.

So zum Beispiel in zwei großformatigen Arbeiten, geometrische Erscheinungen der Nacht, bei deren Betrachten die spirituelle Ungewissheit, die Angst des Menschen vor dem Geistlichen, jenseits von Begriffen auf eindringliche Weise fasslich wird. Oder bei dem, durch Ausschnitte strukturierten Bild eines Tänzers, bei dem Lahme die Spezies Mensch quasi von außen betrachtend, in einem Idealbild aufscheinen lässt.

Im Ensemble der Bilder, die aus verschiedenen Werkgruppen entnommen und von Matthias Lahme zusammengestellt worden sind, wird das Drama des Daseins zu einer unmittelbaren, ästhetischen Erfahrung von seltsam anrührender Schönheit.

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Matthias Lahme's pictures captivate the spectators from the first moment on because they invite them to view the works in a way that is beyond discursive reading, identification of contemporary references or the discovery of quotes from the realm of art history. They represent a form of painting that allows vision to find itself.

Regarding their creative operations the viewers here encounter a form of postmodernism taken seriously: Lahme full of relish takes elements from the canon of artistic methods of the modern age, however combining them with a critical attitude towards the world that has its roots in the German romantic period.

The style techniques used yet do not appear as self-sufficient gadgets. They are rather artistic necessities which can be explained by the artist's approach to elegantly deal with the means of a form of painting that has overcome the symbolic in order to create pictures in which the central questions of existence become visible in a sensually impressive way.

In economical gestures of encounters with social correlations and vegetable shapes of nature Lahme demonstratively shows the viewer how closely life and death, joy and sorrow, fear and hope are interlocked.

Take, for instance, two large-sized works, geometric apparitions of the night, in which the spiritual uncertainty, the human fear of spirituality, becomes beyond terms comprehensible in a hauntingly way. Or in the picture of a dancer, structured by cut-outs, in which Lahme makes appear the human species as an ideal, virtually looking at it from the outside.

In the ensemble of pictures taken from different groups of works and arranged by Matthias Lahme, the drama of existence is conceived as an immediate, aesthetic experience of peculiarly touching beauty.

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