LINN LÜHN

ALEX JASCH

November 3, 2006 - January, 2007

Alex Jasch gründete 1997 den Ausstellungsraum Kölner Strasse 334 Düsseldorf , der 2003 innerhalb von Düsseldorf umzog und sich seit dem adeline morlon art direction nannte. 2005 publizierten Alexander Jasch, Jens Ullrich und Florian Baudrexel Sieben Bücher der Weisheit und Schönheit, ein retrospektives Sammelwerk über die Ausstellungen der letzten sieben Jahre von Koelnerstraße 334 und adeline morlon art direction. Im Sommer 2006 wurde der Ausstellungsraum geschlossen.
In seiner ersten Galerieausstellung bei Linn Lühn präsentiert Alex Jasch nun zehn Arbeiten aus den letzten 7 Jahren.

In der Werkgruppe Wesen 1- 4, 2006 kombiniert Alex Jasch die "an- oder abfallenden Dinge" des alltäglichen Lebens wie zum Beispiel Verpackungsmaterialien, Haare oder Stofffetzen. Wie Kurt Schwitters, der in seinen Merzbildern Beziehungen schaffen wollte zwischen den verschiedensten Dingen, geht es auch Jasch bei seinen Assemblagen um den Moment der Gestaltung, in dem "etwas in Beziehung zu etwas anderem" gesetzt wird und so "ein spezifisches Erscheinungsbild - ein Wesen - bekommt". Die hier zusammengestellten Dinge, mit denen ein Mensch während seines Lebens umgeht, die er nutzt oder verbraucht sind also kein bloßer Abfall, sondern werden zu "Zeugnissen seines Handlungsspektrums".

Nicht nur alltägliche Gegenstände nutzt Jasch als "kunstwürdiges Material", auch der Körperabdruck des Künstlers kann zur Metapher des schöpferischen Prozesses werden: Jasch vollführt dazu in seinem Atelier irgendeine - wie er sagt - "'leere' Form von Handlung" und läßt dabei seinen Körper mit Gips abformen. Durch diesen Abdruckprozess wird aus einer beliebigen Handlung eine bestimmte "formwerdende Geste".

An der Arbeit Auresin, 1999 hat Jasch vor allem "der Aspekt des Metaphysischen" interessiert. Auf eine Glasoberfläche wurde durch das Verfahren der Elektrolyse Goldstaub aufgebracht, ein technischer Vorgang also, mit dem sich Jasch bewusst von jeglichem gestischen Pinselstrich absetzt. Ergebnis ist ein halb verspiegeltes Glas, dessen transparenter Charakter auch durch die sichtbare Aufhängung auf der Spiegelrückseite verdeutlicht wird. Der Betrachter sieht sich selbst im Spiegel, kann aber zur gleichen Zeit auch durch die glatte Oberfläche auf das schauen, was hinter dem Spiegel liegt.

Alex Jaschs Arbeiten thematisieren Übergänge: Dinge des alltäglichen Gebrauchs werden zu Abdrücken des menschlichen Lebens, eine Haltung - eher achtlos eingenommen - wird zum Zeugnis eines "menschlichen Bewusstseinszustandes", eine halb verspiegelte Oberfläche zeigt das Hier und Jetzt, aber lässt gleichzeitig jenseitige Ebenen erahnen. Es geht Jasch weniger darum ästhetische Objekte zu schaffen, sondern er will Situationen erzeugen, die solche Übergänge möglich machen, "Situationen, in denen die Gestaltung zur zentralen Verrichtung wird".

Julia Bulk

(Alle Zitate sind einem Gespräch mit Alex Jasch im Oktober 2006 entnommen.)

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