LINN LÜHN

String Figures

13.04. - 27.04.2018
Andy Kassier – Carmen D`Apollonio

05.05. - 09.06.2018
Christoph Schellberg – Sean Sullivan

A collaboration between Markus Lüttgen and Linn Lühn.

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String Figures

String Figures is the symbol of a constant flux: a playful exchange and connection to an other that constantly results in something new in the process of transformation. It is a mesh of interventions and relations formed in and through the recurrent reconstitution of a spatial framework. In it, images do not arise in and of themselves, but rather from a togetherness, in which the cornerstones or conditions of the resultant dialogue are always made to intersect in new ways through the intervention. At the same time, String Figures is also the possibility and pursuit of a novel approach to finding meaning in a constantly changing spatial framework like a gallery. The concept of the space is thus, in some ways, manifold. With every alteration, its structures constantly transform into new images.

Emerging out of a discussion between Linn Lühn and Markus Lüttgen, the exhibition puts the work of Carmen D’Apollonio and Andy Kassier as well as Christopher Schellberg and Sean Sullivan into dialogue in two consecutive parts. Apparent significance and themes become deformed by the reactions and interventions of exchange—similar to a “string figure”—constantly forming new structures. The gallery as a space is, to that end, both stage and form of presentation for each of the two pairs of reciprocally responsive artists and the gallerists. It is, moreover, both the object of and outlet for a question of what it means to present exhibitions in it and through it.

Here, the image of the space and the lines that constitute it shift. Out of this framework, Carmen D’Apollonio’s pothead stoically arises as the image of noble, masculine perfection. Meanwhile, the work almost naturally turns our perspective into its opposite, and— as in the eponymous game of ‘string figures’—expands our perception in surreal ways. The significance of the reality of spatial conditions thus becomes blurred. The head’s inverted symmetry ponderously encounters this reality, while its elevation on a powder-pink pedestal builds a metaphorical bridge to the exaggerated perspective of Andy Kassier’s self-staging. Raised on steps leading to nowhere, Kassier’s self-portrait pops out set against the painterly exaggeration of a picturesque sky—something between perfection and flawlessness. Nothing disturbs the view of his pure countenance. In a play on roles and cliches, the uncontrollable cracks of D’Apollonio’s planted head are contrasted with a question about the possibility of flawless beauty in reproductions.

Painter Christoph Schellberg’s fine compositional structures and Sean Sullivan’s paper works exhibit the same form of dialogue and exchange, spatially and visually embodied in questions of possession and appropriation. New connections delicately arise in the exhibition space. These are not only physical connections through the scheme of works hanging on the wall—the reactions and interventions involved in the mutual encounter of artistic works—but also just as much connections that occur through the use of the formal media of drawing and painting. Sullivan’s process of figuration, which resembles a process of recording music, expands the space of the images—like that of the gallery—into a resonant body that reacts to the soft vibrations of the interaction. As with string figures, there are always new images on the reverse side of these prints and canvases. Sullivan’s transfer of space finds an echo in Schellberg’s subtle compositions. It is an affirmative “yes!” to the techniques of painting and drawing, to the contrast between form and content, and—as in the exchange of a “string figure”—to the intervention of the respective other in the subtle structure of interplay between abstraction, space, gallery, and work.

Philipp Fernandes do Brito

 


 

String Figures

'String Figures' ist das Sinnbild eines konstanten Wandels. Eine sich im Laufe ihrer Veränderung stetig aufs Neue ergebenden Verbindung mit einem Gegenüber – und gleichzeitig ein spielerischer Austausch. Ein sich mit ihm und durch ihn bildendes Geflecht aus Eingriffen und Relationen in einem sich wiederholend konstruierenden räumlichen Gefüge. In ihm entstehen die Bilder nicht aus sich, sondern aus einem Miteinander, dass die Eckpfeiler als Bedingungen des sich ergebenden Dialoges durch die Intervention jeweils erneut kreuzt. Gleichzeitig ist 'String Figures' jedoch auch Möglichkeit und Versuch die Bedeutung eines sich konstant verändernden räumlichen Gefüges – wie einer Galerie – anders zu denken. Der Begriff des Raumes ist dabei etwas multiples. Seine Strukturen verwandeln sich mit jeder Veränderung in immer neue Bilder.

Entstanden aus einem Gespräch zwischen Linn Lühn und Markus Lüttgen, setzt die Ausstellung in zwei aufeinanderfolgenden Teilen die Arbeiten von Carmen D'Apollonio und Andy Kassier sowie von Christoph Schellberg und Sean Sullivan in einen Dialog. Bedeutungen und Themen verformen sich dabei durch die Reaktion und den Eingriff im Austausch – gleich einer 'String Figure' – stets in ein neues Gefüge. Die Galerie als Raum ist dabei beides: Bühne und Präsentationsform je zweier sich schätzender Künstler wie Galeristen, ebenso aber auch Ventil und Gegenstand der Frage, was es bedeutet in ihr und durch sie Ausstellungen zu zeigen.

Hierbei verschiebt sich das Bild des Raumes und der ihn konstruierenden Linien, aus denen sich stoisch als Bild hehrer maskuliner Perfektion Carmen D'Apollonios pothead erhebt. Unsere Perspektive kehrt sich durch ihn indes beinahe natürlich in ihr Gegenteil und erweitert, wie die Bilder des titelgebenden Fadenspiels, surreal unsere Wahrnehmung. Die Wirklichkeit der räumlichen Gegebenheiten verschwimmt dabei in ihrer Bedeutung. Fragend steht ihr in seiner umgedrehten Symmetrie der Kopf gegenüber und leitet in seiner Überhöhung auf einem puderrosa Podest beinahe metaphorisch in die überzeichnete Perspektive der räumlichen Selbstinszenierung Andy Kassiers. Erhoben auf den ins Nichts führenden Stufen ragt seine Person im Selbstportrait zwischen von Perfektion und Makellosigkeit vor der malerischen Überhöhung einer Himmelsansicht hervor. Nichts stört den Blick seines reinen Antlitzes, das im Spiel mit Rolle und Klischee dem unkontrollierbaren Riss von D'Apollonios bepflanzten Kopf die Frage nach der Existenz von makelloser Schönheit im Abbild entgegen setzt.

Eine gleiche Form von Dialog und Austausch, wie sie sich hier in den Fragen von Besitz und Aneignung räumlich als auch bildlich konstituieren, findet sich auch in den feinen Kompositionsgefügen der Malereien Christoph Schellbergs und den Papierarbeiten Sean Sullivans. Sensibel ergeben sich hier neue Verbindungen im Raum – nicht nur physisch durch die Hängung, die Reaktion wie Eingriff durch das künstlerische Werk des Gegenübers aufnimmt, sondern ebenso durch den Einsatz der formalen Mittel von Zeichnung und Malerei. Der von Sullivan angewandte Prozess der Bildfindung, der einer Aufnahme von Musik gleicht, erweitert hier den Raum der Bilder – wie den der Galerie – zu einem Resonanzkörper, welcher auf die leisen Schwingungen des Austausches reagiert. Wie im Fadenspiel ergeben hier sich immer neue Bilder im Gegenüber der Drucke und Leinwände. Sullivans Transfer von Raum findet hier ein Echo in den subtilen Kompositionen Schellbergs. Es ist ein Ja! zu den Techniken von Malerei und Zeichnung, dem Gegenüber von Form und Inhalt und – wie im Austausch einer 'String Figure' – zu den Eingriffen des jeweils Anderen in das subtile Gefüge des Zusammenspiels von Abstraktion, Raum, Galerie und Werk.

Philipp Fernandes do Brito

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